So, 29.06.2008
Šilo, "Camp Tiha"

07:30 Uhr, ich werde wach, weil es fast unerträglich warm ist. Meine Frau hat zwar die Bettdecke von sich geworfen, schläft aber ansonsten tief und fest. Von unserer Tochter gar nicht zu reden, die ist eingemummelt wie im tiefsten Winter und macht ebenfalls nicht den Eindruck, als würde sie gleich aufwachen. Puh, hat jemand versehentlich die Heizung angemacht? Nö, die ist aus, die Hitze muss wohl von draußen kommen. Ich öffne die Tür und falle gleich wieder hintenüber ins Auto. 32 Grad schon um diese Zeit, was soll da noch kommen?

Ich muss mich abkühlen! Aber bloß nicht die Wasserschuhe vergessen, es soll ja hier vor Seeigeln nur so wimmeln. Am besten gleich mit Schnorchelausrüstung rein und das Ganze mal aus der Fischperspektive betrachten. Aha, tatsächlich, spätestens 5 Meter vom Ufer entfernt findet man die ersten, eher kleinen Exemplare. Die Dinger sind wirklich überall, und so gibt es hier auch niemanden, der ohne entsprechendes Schuhwerk ins kühle Nass geht.

Heute Mittag wird es rund 38 Grad warm, und zwar im Womo gemessen. Denn das einzige Problem, das der Platz hat, ist, dass es keinerlei Schatten gibt. Man findet zwar ein paar kleinere Bäume und Sträucher, aber die wurden gerade erst gepflanzt und brauchen noch ein paar Jahre, bis sie als Schattenspender dienen können. Die kombinierten Strom- und Wassersäulen sind dünn gesät, werden aber noch aufgestockt. Gerade wird neben uns der Betonsockel für eine neue Säule gegossen.

Natürlich besteht Leinenpflicht auf dem CP, an die auch wir uns halten. Allerdings scheint es kein Badeverbot für Hunde zu geben, denn entsprechende Hinweise haben wir keine gesehen und so gut wie jeder hier lässt seinen Vierbeiner ins Wasser. Also auch wir, und zwar in dieser niedlichen Bucht, 5 Meter vom Womo entfernt.

Wir werfen ein paar Stöckchen ins Wasser, die Fly mit Begeisterung wieder rausholt. Das Salzwasser ist ihm zwar suspekt, aber der Spieltrieb siegt über den ekelhaften Geschmack. Eine handvoll Leute um uns herum sieht lachend dabei zu, es scheint also niemanden zu stören und wir spielen weiter. Irgendwann gesellen sich der 4-jährige Leon und seine Großeltern, deren Namen ich leider wieder vergessen habe, aus der Nähe von Gera zu uns. Supernette Leute, wie sich schnell herausstellt. Uns allen tut es schnell leid, dass sie am nächsten Tag wieder abreisen müssen. Wie auch immer, auf jeden Fall fragt sie mich sehr freundlich, ob wir den Hund mal für eine Weile aus dem Wasser halten könnten, weil ihr Enkel eine solche Angst vor Hunden hat, dass er wegen ihm nicht ins Wasser geht. Gar keine Frage, selbstverständlich bleibt der Hund ab jetzt neben uns liegen. Ich komme mit Leons Opa ins Gespräch. Niemand weiß warum, aber der Kleine hat eine solche Angst vor jedem noch so winzigen Hund, dass er sofort die Straßenseite wechselt, wenn er schon in der Entfernung einen sieht. Hm, mir kommt gleich eine Idee. Als Leon wieder aus dem Wasser kommt, frage ich ihn ganz vorsichtig, ob er vielleicht mal mit unserem Fly spielen möchte. Er schüttelt energisch den Kopf, was zu erwarten war. Ich zeige ihm daraufhin, wie Fly einen abgebrochenen Ast, der zufällig herumliegt, wieder zu mir zurückbringt, wenn ich ihn wegwerfe. Aha, Leon zeigt sich interessiert. Ich wiederhole das noch 1-2 Mal und frage Leon, ob er es auch mal versuchen möchte. Und siehe da, der erste Schritt ist getan. Er wirft den Ast weg und lacht, als Fly ihn wieder vor seine Füße legt. Er schreckt zwar etwas zurück, wenn Fly angesaust kommt, aber die große Angst scheint überwunden zu sein. Aufheben will er den Ast nicht, denn der Hund könnte ja nach seiner Hand schnappen. Aber wenn ich ihm das Stöckchen gebe, wirft er es mit Begeisterung weg und freut sich, wenn Fly es zurückbringt. Leons Opa kann es kaum glauben.

Bis zum späten Nachmittag schaffen wir es, dass Leon auch mal selbst den Ast aufhebt. Er fragt zwar zwischendurch immer mal wieder "Fly beißt mich nicht?", aber das ist schon in Ordnung, ein wenig Respekt vor Hunden soll er ruhig behalten. Schließlich sind nicht alle so gutmütig und schon der nächste kann einen vollkommen anderen Charakter haben. Dass wir aber einen wirklich großen Schritt geschafft haben, bestätigt Leon selbst am eindrucksvollsten. Wir sitzen am Abend noch etwas zusammen um uns zu verabschieden, die Kinder und Fly spielen mit einem Ball. Und als sie zurück kommen sagt Leon: "Fly ist mein Freund". Was soll man dazu noch sagen?

Zurück im Wohnmobil diagnostiziert mein holdes Weib einen ziemlichen Sonnenbrand auf meinem Rücken. Ja klar, ich weiß, Sonnencreme und so. Aber bei den Temperaturen war ich fast den ganzen Tag im Wasser und habe nicht auf meine Frauen gehört, die mich mehrmals aufgefordert hatten, mich einzucremen. Mein Rücken gleicht vom Farbton her einem Feuerlöscher, aber es tut eigentlich nicht weh.