Sa, 28.06.2008
Prien - Šilo, 528 km

Den in einem Bericht im Wohnmobilforum erwähnten "Camp Tiha" in Šilo auf Krk wollen wir uns mal ansehen. Ob man da auch während der Hauptsaison so direkt am Wasser stehen kann, wie es auf dem Foto zu sehen ist? Aber zunächst müssen wir ja mal durch Österreich, und da gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten. Unser TomTom schlägt die Tauernautobahn als schnellste Strecke vor. Nach dem Ausschließen der Autobahnen routet er über die Tauernstraße parallel zur A10, was gut 2 Stunden länger dauern soll. Wir entscheiden uns gegen die Autobahn und die Tunnel, weil wir Berge mögen und etwas von der Landschaft sehen wollen. Und davon finden wir in den nächsten Stunden reichlich, garniert mit traumhaften Straßen, die sich herrlich durch die Hügel schlängeln, so ganz nach unserem Geschmack. Das wäre was, hier mit dem Motorrad...

Motorradstrecke Schöne Straße Kurven und Berge Noch mehr Berge

Aber genug geträumt, langsam wird die Strecke steiler, und spätestens ab dem Schild "15% Steigung" am Katschberg heißt es, sich zu konzentrieren. Zunächst geht es ganz gut im 3. Gang, aber wegen der vielen Kehren können wir die dafür notwendige Geschwindigkeit nicht halten und fahren deshalb den Rest des Bergs im 2. hoch. Na also, klappt doch! Auf dem Weg nach unten bleiben wir natürlich im kleinen Gang, aber trotzdem ist die Motorbremse eher dürftig, und so müssen die Bremsbeläge ihre Standfestigkeit beweisen. Irgendwann, so nach der gefühlsmäßig 500. Kurve, fangen sie an, nach verbranntem Metall zu riechen. Aber da hört das Gefälle auch schon wieder auf und die Bremse kann sich wieder abkühlen. Der erste Pass ist geschafft, und so schlimm war es eigentlich gar nicht.

Katschberg Geschafft

Nach einer weiteren, landschaftlich sehr schönen Fahrt kommt dann die nächste Herausforderung: Der Wurzenpass mit satten 18% Steigung. "Die 15 haben wir doch gut geschafft, so viel steiler sind 18% doch auch nicht, oder?" bemerkt meine Holde noch. Um es gleich vorweg zu nehmen: Man merkt die 3% Unterschied sehr wohl! In weiser Voraussicht gehen wir den Berg gleich im 2. Gang an, um ein paar Kurven weiter festzustellen, dass auch der noch zu lang übersetzt ist. Aber wie sagte Otto früher immer: "Einen hab ich noch". Ich bemühe also den 1. Gang, und mit der vom Navi mit unerbittlicher, digitaler Genauigkeit ermittelten Geschwindigkeit von exakt 16 km/h streben wir gen Gipfel. Es wären schon noch ein paar km/h mehr drin, das Gaspedal hat noch etwas Luft. Aber dann müsste ich den armen Motor in den roten Bereich drehen, was ich noch nie getan habe und womit ich auch jetzt nicht anfangen werde. Die Leute in den 2-3 Autos hinter uns (mehr sind es tatsächlich nicht) sehen wohl ein, dass wir ihren Stundenschnitt nicht aus Spaß an der Freude ruinieren und verschonen uns mit Hupkonzerten. Ich würde sie ja gern an einer der Haltebuchten vorbei lassen, aber ob wir da jemals wieder wegkommen? Die 95 PS haben mit unseren knapp 3.5 t Lebendgewicht nicht gerade leichtes Spiel.

Meine Frau hat inzwischen ihre Augen verschlossen, nach dem Motto "Wenn ich nichts sehe, kann mir auch nichts passieren". Unsere Tochter hat sichtlich Spaß an unserer Schräglage und ist fast traurig, als wir endlich oben ankommen. Bergab kommt es uns viel weniger steil vor, vielleicht haben wir uns aber auch schon daran gewöhnt. Auch hier nutzen wir natürlich wieder die Motorbremse zur Unterstützung der Bremsanlage. Und auch hier ist rechtzeitig zum erneuten Stinken der Bremsbeläge die Abfahrt wieder zu Ende, gutes Timing ist eben alles.

Ach ja, irgendwo zwischen den beiden Pässen kam im Radio die Meldung, dass man am Tauerntunnel mit bis zu 2 Stunden und am Karawankentunnel mit etwa 1 Stunde Wartezeit rechnen muss. Da war unsere Entscheidung zu Gunsten der Berge ja goldrichtig. Ich fahre doch lieber 2 Stunden durch eine schöne Gegend, als die gleiche Zeit mit dem Rumstehen vor einem Tunnel zu verplempern und dafür auch noch Geld zu zahlen!

So, die Berge haben wir geschafft, weiter geht es durch Slowenien. So schön hatte ich mir das gar nicht vorgestellt. Wir kennen es aus Berichten eigentlich nur als Durchreiseland Richtung Kroatien. Aber wir sehen auch hier tolle Landschaften und beschließen spontan, uns das Land irgendwann einmal genauer anzusehen.

Jetzt aber wollen wir erstmal ans Wasser, also auf nach Krk. Da die slowenische Vignette für mindestens 35,- EUR erst ab dem 01.07.2008 fällig wird, nutzen wir die sehr guten Autobahnen, um unser Fahrwerk und auch uns zu schonen. Ein paar Kilometer lang haben wir es auf der Landstraße versucht, aber die verdient bestenfalls die Bezeichnung Feldweg.

Nur wenige Autos stehen an der Grenzstation zu Kroatien vor uns. Als wir an der Reihe sind, reiche ich dem Zöllner unsere Papiere mit einem freundlichen "Hallo", denn slowenisch spreche ich kein Wort und "Hallo" klingt für mich internationaler als z.B. "Guten Tag". Mein Gegenüber bleibt stumm, wirft einen flüchtigen Blick auf die Ausweise und gibt sie mir mit einem freundlichen Nicken, aber immer noch stumm wieder zurück. 20 Meter weiter das gleiche Spiel bei seinem kroatischen Kollegen. Den Haustierpass habe ich beiden Beamten zusammen mit unseren Dokumenten übergeben, beide haben nicht mal reingesehen, ob unser Hund tatsächlich geimpft wurde. Na gut, auch egal, auf jeden Fall geht es relativ zügig weiter.

Noch zweimal verschließt meine Frau ihre Augen, bis wir in Šilo sind. Und zwar zum einen auf der wirklich abenteuerlichen Abfahrt von der Autobahn runter nach Bakar, wo es selbst mir etwas mulmig wird, als wir plötzlich quasi über dem Abgrund schweben. Und zuletzt bei der Überfahrt nach Krk auf der Krk-Most, von wo man übrigens eine herrliche Aussicht über einen Teil der Kvarner Bucht hat.

Am "Camp Tiha" angekommen, beantwortet sich auch gleich unsere Frage von ganz oben: Ja, man kann auch jetzt noch direkt am Wasser stehen. Allerdings hat die Saison gerade erst angefangen, wer weiß, wie es hier in 4 Wochen aussieht.