Mi, 16.07.2008
Pag - Mason, 439 km
Tatsächlich, das Wohnmobil von gestern Abend steht auch heute Morgen um 7 noch da. Ob heute Nacht tatsächlich keine Polizei vorbeigekommen ist oder es ihnen einfach egal war, kann ich natürlich nicht sagen. Auf jeden Fall haben wir gut geschlafen.
Die Fähre kostet für uns komplett 228 Kuna, wobei 188 schon allein für das Womo fällig sind. Nicht schlecht für 15 Minuten Überfahrt. Danach touren wir schön gemütlich die Küstenstraße entlang, es ist nichts los, kaum Verkehr.
Wir wollen die 35 EUR für die Vignette in Slowenien sparen und fahren deshalb über die B7 nach Trieste. Die Straßen sind wie ausgestorben, ich hätte viel mehr Verkehr erwartet. Im Internet habe ich einiges über den Trubel rund um Trieste gelesen, aber davon ist absolut nichts zu sehen.
Unterwegs fragt unsere Tochter, ob wir nicht noch am Gardasee vorbei fahren können. Liegt zwar nicht auf dem Weg, aber wir haben ja noch ein paar Tage Zeit. Also rauf auf die Autobahn Richtung Mailand. Mit der Maut habe ich übrigens kein Problem, solange der Gegenwert stimmt. Und das ist in Slowenien mit der aktuellen Regelung ganz einfach nicht der Fall. Aber das ist eine andere Geschichte.
16:40 Uhr, etwa 1000 Meter vor der Ausfahrt Soave auf der A4. Ich setze zum Überholen eines LKWs an, da dreht der Motor plötzlich hoch, als wäre der Gang rausgesprungen. Ist er aber nicht, das wäre ja auch zu einfach. Fünfter Gang hinüber? Ist ja ein bekanntes Problem bei den alten Ducatos. Aber auch in den restlichen Fahrstufen passiert nicht das, was man eigentlich erwartet. Vortrieb gleich Null, wir rollen 100 Meter vor der Ausfahrt in einer Not-Haltebucht aus, nichts geht mehr. Zum ersten Mal kommen unsere Warnwesten zum Einsatz. Meine Frauen gehen hinter die Leitplanke, um mit Fly eine Runde Gassi zu gehen. Ich lege mich kurz unters Auto, kann aber natürlich nichts Außergewöhnliches feststellen.
ADAC in Italien, wie war das noch gleich? Keine Ahnung, aber in unserem Kroatien-Buch finden wir die internationale ADAC-Nummer, die also auch für Italien gilt. Es ist die bekannte 222222, allerdings in Verbindung mit der internationalen Vorwahl für München. Na darauf hätte ich auch selber kommen können. Die nette Dame am anderen Ende der Leitung verbindet mich wieder zurück nach Italien, wo sich ebenfalls eine angenehme Stimme meiner annimmt. Nach dem Angeben aller relevanten Daten will sie sofort einen Abschleppdienst vorbei schicken. Allerdings könnte es bis zu dessen Ankunft etwa eine Stunde dauern, weil gerade viel los sei. Kein Problem, wir warten hier, was sollen wir auch sonst tun?
17:25 Uhr, der ACI-Mann ist da, schneller als erwartet. Er spricht aber leider kein Deutsch und nur wenige Worte Englisch, und ich versuche deshalb, ihm mit Händen und Füßen zu erklären, dass wir wahrscheinlich ein Problem mit dem Getriebe haben. Er zuckt nur mit den Schultern und lädt in aller Ruhe das Wohnmobil auf den Abschleppwagen. Ich soll mit zu ihm nach vorn, weil ich ja das Maut-Ticket an der Ausfahrt zahlen muss, soviel verstehe ich noch. Da das Abschleppfahrzeug nur 3 Sitze hat, bleiben meine Frauen und Fly im aufgeladenen Womo sitzen. Keine Ahnung, ob das so erlaubt ist, auf jeden Fall fährt der junge Mann wirklich sehr vorsichtig, da gibt es nichts zu meckern.
Er bringt uns zu einer freien Werkstatt in einem abgelegenen Industriegebiet in der Nähe von Mason. Auch da spricht leider niemand etwas anderes als Italienisch. Mein entsprechendes Vokabular beschränkt sich auf vielleicht 20 Wörter und beinhaltet natürlich keinerlei technische Begriffe wie Kupplung, Getriebe oder Antriebswelle. Ich verstehe allerdings, dass ich starten und den 1. Gang einlegen soll, während der Meister sich halb unter den Motor legt. Er kommt wieder vor und erklärt mir etwas von "Frictione", während er die Handflächen drehend gegeneinander reibt. Aha, die Kupplung soll hinüber sein. Aber kündigt sich ein Kupplungsschaden nicht vorher durch heftiges Rupfen beim Anfahren oder ein Durchrutschen beim Beschleunigen allmählich an? Wieso sollte sie von einer auf die andere Sekunde so stark verschleißen? Ich vermute immer noch einen Getriebeschaden, aber wie soll ich ihm das erklären?
Der Meister ruft beim ADAC an, damit die Dame dort mir das Problem auf Deutsch schildern kann. Sie bestätigt mir, dass nach Meinung der Werkstatt vermutlich die Kupplung das Problem ist. Ich erkläre ihr, dass ich eher einen Getriebeschaden vermute, was sie dem Meister auch prompt übersetzt. Wie auch immer, falls es wirklich die Kupplung ist, kostet die Reparatur auf jeden Fall 600 EUR plus Märchensteuer und das Fahrzeug würde bis spätestens Samstag fertig werden. Ist es das Getriebe, schleppt der ADAC das Auto zu uns nach Hause, damit wir es dort reparieren lassen können. Was genau defekt ist, stellt sich aber erst morgen früh heraus, denn für heute ist Feierabend.
Für unseren Verbleib gibt es ebenfalls 2 Möglichkeiten:
1. Wir suchen uns ein Hotel, denn ein ADAC Vertragshotel gibt es nicht in der Nähe. Die Kosten müssten wir vorstrecken und würden sie zuhause erstattet bekommen. Im Wohnmobil zu übernachten geht natürlich schlecht, während es auf der Hebebühne steht. Zusätzlich würden wir einen Leihwagen bekommen, damit wir nicht im Hotel festsitzen.
2. Wir bekommen ein Auto vom ADAC, um damit nach Hause zu fahren. Das sind über 1000 km. Und falls die Kupplung tatsächlich das Problem war, würde das Womo wie gesagt bis Samstag fertig und müsste dann natürlich hier abgeholt werden. Also noch mal die gleiche Strecke 2 Tage später wieder hier runter gurken. Nicht sehr sinnvoll.
Wir beschließen zusammen mit der Dame vom ADAC, dass wir heute vor der Werkstatt im Wohnmobil schlafen und morgen die Diagnose der Werkstatt abwarten. So schnell kann es gehen: Gerade noch auf dem Weg zum Gardasee, und nur eine Stunde später sitzen wir buchstäblich mitten im Nirgendwo fest :-(