Sa, 19.07.2008
Vicenza - Rastplatz Wunnenstein, 683 km

Der Wecker meldet sich um 07:00 Uhr. Nach dem Duschen packen wir unser Hab und Gut ins Auto und checken aus. Das Frühstück lassen wir ausfallen, denn wir wollen zeitig alles erledigen und losfahren. Das erweist sich allerdings als schwieriger als angenommen, denn als wir in der Werkstatt ankommen, ist der Meister gerade unterwegs und die Büroangestellte hat anscheinend ihren freien Tag. Während wir auf den Chef des Hauses warten, räumen wir schon mal unsere Klamotten wieder ins Womo ein. Ein kurzer Blick unter das Auto, aha, die Manschette wurde auf jeden Fall mitgemacht. Und auch sonst sieht alles sehr sauber aus, kein Grund zur Klage.

08:50 Uhr, der Meister kommt mit dem Schleppwagen angefahren. Wir gehen zusammen ins Büro, wo er mir die Rechnung zeigt und die einzelnen Posten darauf in Italienisch zu erklären versucht. Der größte Posten ist der Arbeitslohn, der mit 325 EUR (Netto, versteht sich) zu Buche schlägt. "Kit Frictione" ist klar, der Kupplungssatz kostet 315 EUR. Dazu die Achsmanschette für vergleichsweise lächerliche 25 EUR, 0,25 l Getriebeöl (Olio Cambio) und noch ein paar Kleinteile, obendrauf noch die Mehrwertsteuer und schon sind wir bei 864 EUR. Puh, das war natürlich nicht eingeplant, aber was soll man machen? Zum Glück können wir mit EC-Karte zahlen, so dass wir nicht erst noch Bargeld organisieren müssen.

09:15 Uhr, wir fahren los, müssen ja noch den Leihwagen zurück bringen. Kurz vor Vicenza tanken wir das Auto voll. 18 Liter für etwas über 400 Kilometer, die wir insgesamt damit gefahren sind, das kann sich doch sehen lassen.

10:00 Uhr, wir sind wieder am Bahnhof. Allerdings ist die Tür der Autovermietung verschlossen und von innen hängt ein Schild daran. Irgendwas mit "rapido" steht darauf, ich übersetze mir den Text selbst mit "Bin gleich zurück". Da kommt auch schon eine junge Dame auf uns zu, die ein paar Meter weiter auf einer Bank saß und sagt uns etwas auf italienisch, was uns natürlich nicht weiter bringt. Aber zum Glück spricht sie etwas englisch und erklärt uns, dass der Mann von der Autovermietung in 5 Minuten wieder hier sein will. Da lag ich doch gar nicht so falsch mit meiner "Übersetzung".

Zeit ist in südlichen Gefilden bekanntlich relativ, je südlicher, desto relativer. Und so wird es 10:30 Uhr, bis wir dem Mitarbeiter der Autovermietung den Schlüssel in die Hand drücken können.

10:40 Uhr, endlich rollen wir wieder. Ab auf die Autobahn? Nö, wir haben ja noch 2 Tage Zeit, also fahren wir lieber über die Dörfer.

TomTom führt uns über die SS46 nach Rovereto und dann auf der SS12 Richtung Bozen, wo wir kurz vorher auf die SP14 zum Kalterer See abzweigen. Weiter geht's von dort über Meran Richtung Reschensee, wo wir natürlich eine Rast einlegen. An einem Modell des Sees kann man nachlesen, wie rücksichtslos die damalige italienische Regierung mit den Bewohnern der Dörfer Graun und Reschen umgegangen ist, als der See aufgestaut wurde. Quasi als Mahnmal ragt noch der Kirchturm aus dem Wasser.

Am Fernpass machen wir schon fast aus Tradition Halt am Aussichtspunkt oberhalb des Blindsees, von wo aus man diese herrliche Aussicht auf die Zugspitze und deren Nachbarn hat.

Wir nähern uns Füssen, sind noch etwa 10 Kilometer von Deutschland entfernt, und was ist? Na klar, es regnet, was denn sonst? 21 Tage lang nicht das kleinste Tröpfchen aus der Luft, aber kaum kommt man Richtung Heimat... Es ist zum Heulen. Hinter Füssen beruhigt sich Petrus zwar kurz, aber nur, um danach alles zu geben. Am Dreieck Allgäu schüttet es aus Eimern, ach was sage ich, aus Badewannen! Wir fahren zunächst nur noch 60 km/h, aber nach wenigen Kilometern geht gar nichts mehr. Wir reihen uns in die bereits auf dem Seitenstreifen parkenden PKWs ein und warten ab, denn man kann keine 10 Meter mehr weit sehen. Zudem wird es plötzlich so kalt, dass ich die Heizung einschalte. Und spätestens jetzt ist uns allen klar: Wir sind zurück in Deutschland!

Nach 10 Minuten geht es endlich weiter, es regnet natürlich immer noch, aber die Sicht ist wieder ausreichend. Sollen wir uns gezielt einen Stellplatz suchen oder fahren wir einfach, bis wir müde werden? Wir entscheiden uns für Letzteres und fahren noch bis zum Rastplatz Wunnenstein. Von hier aus sind es noch ziemlich genau 400 Kilometer, die wir locker bis morgen Nachmittag schaffen. Wir stellen uns einfach unter die nächste Laterne, machen die Vorhänge zu und Minuten später schlafen wir tief und fest.