Fr, 04.07.2008
Njivice - Voz - Plitvicer Seen, 209 km
Nach ein paar Tagen Schwimmen und Schnorcheln wollen wir mal etwas anderes sehen. Der Familienrat hat die Plitvicer Seen als nächstes Ziel auserkoren. Bevor wir aber Krk wieder verlassen, machen wir einen Abstecher nach Voz, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die Krk-Most hat. Allerdings sind die in Rainer Höhs Buch erwähnten Schiffswracks mittlerweile wohl entsorgt worden, wir konnten jedenfalls nur ein einziges altes Schiff entdecken.
Wir sagen TomTom wo wir hin wollen und folgen seinen Anweisungen. Aber nicht allzu lange, denn schon bald hört die Straße auf und wird zu einem Eselspfad. Wahrscheinlich haben die Dorfbewohner, an denen wir vor zwei Kilometern vorbeigefahren sind, deshalb so ungläubig, ja fast schon mitleidig geguckt. Es hilft nichts, wenn wir das Womo in einem Stück nach Hause kriegen wollen, dann müssen wir hier umdrehen. Meine Frau schließt mal wieder die Augen, als ich auf der 5 Meter breiten "Straße" unser 6,20 Meter langes Auto in 12 Zügen wende. Von nun an folgen wir der Küstenstraße bis Senj, von dort aus soll der Weg ausgeschildert sein.
Kurz hinter Otocac passieren wir ein Schild der "Strabag", die gerade damit begonnen hat, die Bundesstraße 52 auf einer Länge von rund 20 Kilometern zu restaurieren. Nicht Stück für Stück, sondern die gesamte Strecke auf einen Schlag. 20 Kilometer lang nur Schotter, Staub und Löcher ohne Ende, letztere zum Teil so groß, dass locker zwei Fußbälle darin Platz finden. Die Bäume an der Straße sehen aus, als wären sie befroren. Sie sind schneeweiß, wie auch die Dächer der Häuser. Wenn wir das geahnt hätten, wären wir den Umweg über die B42 gefahren, das hätte sicher auch nicht länger gedauert. Am Ende der Motocross-Strecke haben sich zwei unserer Schubladen in ihre Einzelteile zerlegt :-(
Als wir endlich am Eingang zu den Seen ankommen, ist es für uns schon zu spät, um noch rein zu gehen. Es sind zwar noch zwei Stunden bis Toresschluss, aber wir wollen uns dieses Naturschauspiel ja nicht im Dauerlauf ansehen. Also reservieren wir den nächsten Tag komplett für die Besichtigung und machen uns jetzt erst mal an der Information schlau. Dazu darf man übrigens bis zu 30 Minuten lang kostenlos parken, sehr angenehm. Es gibt mehrere ausgeschilderte Routen unterschiedlicher Länge und Dauer, von etwa 2 Stunden bis über 8 Stunden. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir natürlich alles sehen und planen schon mal die ganz große Tour ein.
Nachdem wir bescheid wissen, suchen wir uns ein Quartier für die Nacht. Ich will vom Parkplatz aus schon nach rechts abbiegen, um den Berg ganz hinunter zum "Camping Korana" zu fahren, als meine Frau sagt: "Auf dem Weg hierhin war so ein Schild von einem privaten Womo-Stellplatz, lass uns doch mal dahin zurück fahren". Schild? Was für ein Schild? "Zimmer frei" steht an jedem zweiten Haus, aber ein Stellplatz, wo war der denn? Wir fahren also noch mal ein paar Kilometer zurück und finden tatsächlich ein kleines Wohnmobil-Symbol auf einem ansonsten nicht zu übersehenden Schild direkt an der Straße. Also scharf rechts abgebogen, den schmalen Weg hochgefahren und schon stehen wir vor der Hofeinfahrt.
Ein sehr freundlicher älterer Herr begrüßt uns in sehr gutem Deutsch und zeigt uns, wo wir das Auto hinstellen können. Der Preis ist nicht ohne, 25,- EUR will er haben (10 pro Erwachsenem, 5 pro Kind, der Hund ist gratis), dafür sind aber Strom, Wasser, Dusche und Toilette inklusive. Das Bad, das für die Womo-Besatzungen zur Verfügung steht, ist vom allerfeinsten. Sehr schön gefliest, alles peinlich sauber. Der CP unterhalb der Seen käme sicher auch nicht billiger, wäre dafür aber auf jeden Fall unpersönlicher. Wir fühlen uns wohl, also bleiben wir hier.
Kaum 20 Minuten nach uns rollt ein weiteres Womo auf den Hof. Aha, ist das Schild also doch noch jemandem aufgefallen. Ich muss gestehen, dass ich das Ding vollkommen übersehen habe, aber zum Glück hat meine Frau Adleraugen.
Wie sich herausstellt, ist der nette ältere Herr ein Freund des Besitzers, Željko Cvetkovic. Ihn und seine Frau lernen wir wenig später kennen. Željko spricht gutes Englisch und wir unterhalten uns bald sehr angeregt. Er hat einen alten VW Campingbus gekauft und so haben wir gleich das richtige Gesprächsthema.
Unsere Tochter freundet sich recht schnell mit seiner Nichte Marija an, die aus Bosnien zu Besuch ist. Sie ist ein Jahr älter als unsere Kleine und die Beiden verstehen sich auf Anhieb, obwohl sie sich kaum unterhalten können. Kinder eben, wirklich beneidenswert. Beide sprechen nur wenige Wörter englisch, aber das ist vollkommen ausreichend.
Auch Fly findet schnell Anschluss, denn neben ihren eigenen drei kleinen Hunden, mit denen er eher wenig anfangen kann, hat die Familie noch Luna, einen Hund von Freunden, zu Besuch. Der ist genau seine Kragenweite und die Beiden spielen sofort drauf los.
Abends sitzen wir noch lange zusammen und erzählen über alles Mögliche. Die Erwachsenen leben normalerweise alle in Zagreb, wohnen aber während der Sommermonate von Mai bis September hier in Jezerce. Zusätzlich zum Geschäft mit den Stellplätzen vermieten sie auch Gästezimmer, wie fast jeder hier im Dorf. Dazu haben sie ein kleines Häuschen hinter dem Haupthaus sehr schön hergerichtet, wirklich gemütlich. Der ältere Herr heißt Dr. Pivarski Dejan, ist pensionierter HNO und weiß so ziemlich alles über die Geschichte Jugoslawiens und Kroatiens. Wir unterhalten uns stundenlang, ohne dass es langweilig wird. Er bietet uns spontan an, uns morgen zu den Seen zu fahren, weil es zu weit zum Laufen ist und wir mit dem Womo 1 EUR pro Stunde Parkgebühr zahlen müssten. Wir nehmen natürlich dankend an.